Eine kleine und frei erfundene Geschichte rund um den Club Inter Miami, Miami, USA.
Wenn er seine Hände betrachtete, spürte er sofort die Schmerzen: viele Jahre lang hatte er Netze geflickt und Seile gespleißt. Ledern fühlten sich seine Pranken an, das Wasser hatte sie aufgeraut, sie waren rissig und von Narben bedeckt.
Aber er spürte auch Stolz, dass er den Betrieb nicht nur erhalten, sondern sogar ausgebaut hatte. James, ein 52-jähriger Fischer, dessen Urgroßeltern vor vielen Jahren von den Bahamas nach Miami gekommen waren – auf der Suche nach einem besseren Leben. Eine klassische Geschichte der Einwanderung: Mit harter Arbeit und Entschlossenheit hatten seine Vorfahren eine kleine Fischerei gegründet, die im Laufe der Jahre zu einem florierenden Familienunternehmen herangewachsen war. Heute führte James dieses Unternehmen mit sieben Fischerbooten und versorgte, so fühlte er es zumindest, die halbe Stadt täglich mit frischem Fisch.
Die Geschichte von James‘ Familie – ein Spiegelbild der reichen Migrationsgeschichte Miamis. Die Stadt hat seit jeher mit den Herausforderungen der Immigration zu kämpfen. James‘ Vorfahren waren nur einige der vielen Einwanderer, die in Miami eine neue Heimat fanden. Sie mussten sich in einer neuen Umgebung zurechtfinden, ihre Traditionen bewahren und sich gleichzeitig in die amerikanische Gesellschaft integrieren. Diese ersten Jahre waren geprägt von harter Arbeit, kultureller Anpassung und der Überwindung von Vorurteilen. Doch durch den Zusammenhalt der Gemeinschaft und den festen Willen, es zu schaffen, überwand die Familie diese Hürden. Genauso, wie viele andere auch.
James aber war nicht nur ein erfolgreicher Fischer, sondern auch ein leidenschaftlicher Fan von Inter Miami. Die bunten Farben des Clubs und die multikulturelle Fangemeinde waren für ihn ein Symbol des Zusammenhalts in einer vielfältigen Stadt. Kein Heimspiel verpasste er, und eines der denkwürdigsten Erlebnisse seines Lebens war die Begegnung mit Lionel Messi, von dem er ein Autogramm erhielt. Dieses zufällige Treffen mit Messi war für James auch ein Beweis dafür, dass Träume wahr werden können, egal woher man kommt.
Im Stadion aß er mit seinen Leuten gerne Cuban Sandwiches und Pastelitos – dazu trank er meistens einen Mango-Mojito. Besonders gerne erinnerte er sich an ein Spiel gegen New England Revolution: 0:2 lag sein Team zurück, bevor Suárez, Messi und Co. das Spiel drehten, Messi schaffte sogar seinen ersten Hattrick für Inter Miami, das zum Abschluss der Regular Season 6:2 gewann. Die Atmosphäre im Stadion war elektrisierend, die Fans sangen lautstark und James fühlte sich in diesem Moment besonders stolz auf seine Stadt und ihre Fähigkeit, Menschen aus verschiedenen Kulturen und Hintergründen zu vereinen.
James wusste, dass die Meinungen zur Immigration gespalten waren, besonders in Zeiten politischer Spannungen. Er hatte die Spaltung der Gesellschaft miterlebt, die durch Politiker wie Donald Trump befeuert wurde. Doch James glaubte fest daran, dass die Vielfalt, die Immigration mit sich brachte, eine Bereicherung für die Stadt war.
Natürlich gab es Herausforderungen. Die Integration war nicht immer reibungslos verlaufen, und es gab Zeiten, in denen kulturelle Unterschiede zu Spannungen führten. Doch James war überzeugt, dass die meisten Menschen in Miami die Einwanderung als Chance sahen, voneinander zu lernen und gemeinsam zu wachsen.
Übrigens: Allein bei Inter Miami treffen Spieler aus etwa zwanzig Nationen aufeinander, darunter der im deutschen Neustadt an der Aisch geborene Julian Gressel.